Wetterlage Februar 1979 von
Thomas Sävert
Hier möchte ich mehr zur Wetterlage im Februar 1979 erläutern. Nur rund 6 Wochen nach dem ersten Schneesturm erwischte es diemal weite Teile Norddeutschlands. Auch das südliche Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sowie der Norden Hollands wurden diesmal stärker getroffen.

Wetterlage 10.02.1979
Wetterlage 11.02.1979
Wetterlage 12.02.1979
Wetterlage 13.02.1979
Wetterlage 14.02.1979
Wetterlage 15.02.1979
Wetterlage 16.02.1979
Wetterlage 17.02.1979
Wetterlage 18.02.1979
Wetterlage 19.02.1979
Die Schneesturm-Wetterlage im Februar 1979:
Die Karten links zeigen die Entwicklung der Wetterlage Mitte Februar 1979. Klicken Sie einfach auf die jeweilige Wetterkarte und Sie erhalten die entsprechende Karte in einer größeren Version (© by Georg Müller, Wetterzentrale).

Rege Tiefdrucktätigkeit herrschte in der ersten Februardekade auf dem Atlantik - und wieder auf einer relativ südlichen Bahn. So war der so genannte NAO-Index, der den Luftdruckunterschied zwischen Island und den Azoren beschreibt, schon seit dem Dezember meist stark negativ. Die Tiefdruckgebiete zogen ihre Bahn nicht bei Island nach Nordosten wie sonst, sondern weit im Süden, während sich hoher Luftdruck über Island und Grönland hielt. Die normale Druckverteilung war praktisch umgekehrt worden.

Es wiederholte sich das Spiel wie im Dezember, das Grundprinzip war das gleiche: Über Nordosteuropa setzte sich ein Tiefdruckwirbel fest, an dessen Westseite sehr kalte Luft nach Süden vorstieß. Gleichzeitig zogen ab dem 10. Februar atlantische Tiefs nach Südwesteuropa und nach Frankreich. Sie führten sehr milde Luft heran, die am Montag (11. Februar) den gesamten Süden und Westen Deutschlands erfasste. Am Oberrhein gab es am Nachmittag schon zweistellige Werte etwas über 10 Grad, während im Nordosten und Norden Dauerfrost herrschte. Hier lag auch fast überall noch jede Menge Schnee vom ersten Schneesturm. Auch diesmal erfassten die Vorhersagekarten besonders aus Offenbach und aus England die Lage recht gut. Die Umsetzung in entsprechende Wetterberichte und deren Verbreitung über die Medien klappte dagegen weniger. Es brachen wieder chaotische Zustände auf den Straßen aus, mehr dazu in einem ausführlichen Bericht aus dem südlichen Schleswig-Holstein.

Am Dienstag (13.02.) zog der nordosteuropäische Tiefdruckwirbel langsam ostwärts ab. Über Skandinavien stieg der Luftdruck an und über den Schneeflächen wurden in Nordfinnland bis zu minus 40 Grad gemessen. Gleichzeitig meldeten am Nachmittag viele Stationen in Süddeutschland zeitweiligen Sonnenschein und Temperaturen um 10 Grad.

Am Mittwoch (14. Februar) spitzte sich die Wetterlage weiter zu:

(Zum Vergrößern einfach auf die Karte klicken, ca. 300 KB)

An diesem Mittwoch verschärften sich die Gegensätze über Mitteleuropa also weiter, dazu die Temperaturkarte für rund 1.500 Meter Höhe. Die Luftmassengrenze verlief allerdings etwas südlicher als Ende Dezember und verlagerte sich bis zum Freitag weiter südwärts bis zu den Alpen. An der Nordseite der Luftmassengrenze wurde diesmal aber nicht bei solch extrem tiefen Temperaturen noch Eisregen beobachtet, meist fiel Schnee - und das tagelang. In weiten Teilen Norddeutschlands gab es bereits erhebliche Verkehrsbehinderungen, teilweise brach der Verkehr schon völlig zusammen. In weiten Teilen Norddeutschlands lag nun so viel Schnee wie auf dem Großen Arber oder dem Feldberg im Schwarzwald.

Anders als 6 Wochen zuvor verlagerte sich die Tiefdrucktätigkeit am Donnerstag und Freitag rasch zum Mittelmeer. Eine Hochdruckzone verstärkte sich im Norden und reichte vom Nordmeer über Südskandinavien bis zum Baltikum. Dazwischen blieben die starken Luftdruckgegensätze und damit die hohen Windgeschwindigkeiten über Norddeutschland zunächst erhalten. Am Donnerstag (15.) meldete die Station auf Sylt eine orkanartige Böe von 106 km/h. Der Wind türmte wieder meterhohe Verwehungen auf. Betroffen war diesmal aber ein weitaus größeres Gebiet.

Bis zum 18. Februar blieb am Rande der Hochdruckzone bodennah mit dem Ostwind die kalte Luft wetterbestimmend. In höheren Luftschichten gelangte im Bereich des Mittelmeertiefs mildere Luft nach Norden und Nordwesten, die auf die kalte Luft bei uns aufglitt. Damit gab es weitere, ab 17. Februar allerdings nur noch leichte Niederschläge, die teils als Schnee, teils als gefrierender Sprühregen fielen.

Insgesamt baute sich die Lage Mitte Februar ähnlich auf wie Ende Dezember, doch nahm sie dann eine andere Entwicklung. Durch die bereits gefallenen und oft noch Straßengräben und ähnliches füllenden Schneemassen nach dem ersten Schneesturm gab es wesentlich schneller erste Schneeverwehungen. Dann zogen aber nicht so viele Tiefdruckgebiete vom Atlantik heran und die Luftmassengrenze verlagerte sich schneller nach Süddeutschland. Sie war auch nicht so scharf ausgeprägt wie 6 Wochen zuvor.

Abschließend möchte ich noch einmal einen herzlichen Dank an das Meteorologische Institut der FU Berlin aussprechen, das mir freundlicherweise die Veröffentlichung einiger Karten und Texte gestattet hat. Mein Dank richtet sich ebenso an Georg Müller von der Wetterzentrale und allen weiteren Personen, die diesen Rückblick möglich gemacht haben.

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